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In Enzheim wird Hermann Häfner erdrosselt im Stall gefunden. Nun müsste die Spurensicherung kommen, die Leiche forensisch untersucht werden und die Kriminalpolizei zunächst die Nachbarn befragen, um den Fall schnell zu lösen (nebenbei müsste aber auch erzählt werden, dass der Kommissar mal mit der Kusine der jungen Witwe verlobt war – sagt sie). Aber 1840 gibt es nur den Landjäger in der nächsten Stadt, der mit den Ermittlungen gern bei „durchreisendem Gesindel“ endet. Der Scharwächter, sein Vertreter im Ort, ist meist betrunken und der Nachtwächter auch keine große Hilfe. Deshalb hat der Schultes keine Ruhe mit der Frage, ob in seinem Ort ein Mörder sein Unwesen treibt und versucht Klarheit zu bekommen. Unterstützt wird er unter anderem von dem jungen Lehrer, den er als Ratsschreiber anstellt.
Gerd Friedrich beschreibt anschaulich, wie die Ermittlungen ohne die moderne Kriminalistik und Psychologie vonstatten gehen. Nebenbei erfahren wir viel über das Leben in einer schwäbischen Kleinstadt zur Zeit des Biedermeier, zum Beispiel über die Osterbräuche. Dabei trägt er das Historische und das Schwäbische nie zu dick auf, sondern nutzt sie als Teile seiner Geschichte. Der Leser darf gespannt sein, wer alles in das Verbrechen verstrickt ist.
Gerd Friedrich: Kälberstrick, Silberburg-Verlag 2010, TB 215 Seiten, ISBN 978-3-87407-985-3, broschiert, 9,90 €
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